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Interview mit der Klärwerksleiterin

Barbara Hütter leitet das drittgrößte der Berliner Klärwerke - das Klärwerk Schönerlinde. Im Interview berichtet sie über die geplanten Baumaßnahmen.

Mit der Inbetriebnahme 1985 löste das Werk die Rieselfelder im Norden Berlins ab. In den kommenden Jahren wird das Klärwerk Schönerlinde ausgebaut und wird somit das erste energieautarke Berliner Klärwerk. Frau Hütter, bitte erzählen Sie uns mehr!

Sehr gerne. Zum Ausbau gehören fast ein Dutzend Einzelprojekte, die in der Summe Investitionen von gut 180 Millionen Euro ergeben. Der körperlich größte Einzelposten dabei ist der Mischwasserspeicher für 40.000 Kubikmeter. Außerdem werden alle drei Sandfänge abgedeckt und die dort entstehende Abluft in einer Abluftbehandlungsanlage und einem Chemowäscher gereinigt. Auf dem Gelände entstehen in den kommenden Jahren auch eine Ozonung sowie voraussichtlich zwei Blockheizkraftwerke.

Warum sind die Baumaßnahmen nötig?

Zum einen hat das Abwasser, das im Klärwerk ankommt, einen langen Weg hinter sich. Die dabei entstandenen Faulgase, die im Zulauf zur Kläranlage austreten, sind schädlich. Daher decken wir diese Bereiche ab und reinigen die Abluft. So schützen wir die Umwelt und unsere Mitarbeiter.

Außerdem werden wir aufgrund des Bevölkerungswachstums sowie Starkregenereignissen mit erhöhten Abwassermengen zu tun haben. Sollte das Klärwerk mit seiner Kapazität bei Regen an seine Grenzen stoßen, können wir das Abwasser im Mischwasserspeicher „zwischenparken“.

Und was hat es mit der Ozonung auf sich?

Während in den anderen Klärwerken zuerst die weitere Phosphorreduzierung durch Flockungsfiltration im Fokus des Ausbaus mit 4. Reinigungsstufen steht, gehen wir im ersten Schritt die Spurenstoffe durch Ozonung an. So wollen wir etwa Hormonen oder Schmerzmitteln zu Leibe rücken. Das genießt bei uns Priorität, denn das gereinigte Wasser fließt vom Klärwerk über den Nordgraben in den Tegeler See, an dem ja unser Wasserwerk Tegel liegt. Nirgendwo in Berlin ist der Wasserkreislauf ähnlich eng wie hier.

Sie sagten, das Klärwerk Schönerlinde wird das erste energieautarke Berliner Klärwerk – wie ist das möglich?

Wir haben bereits drei Windräder, ein Blockheizkraftwerk und zwei Mikrogasturbinen. Durch diese kann sich das Klärwerk schon heute zu über 70 Prozent selbst mit Strom versorgen. Zusätzlich werden nun voraussichtlich noch zwei Blockheizkraftwerke gebaut, um die mit der Schließung der Schlammtrocknungsanlage für deren Prozess nicht mehr benötigten Faulgasmengen zu verwerten. Die erzeugte Wärme und elektrische Energie fließt ebenfalls in das Klärwerksnetz.