Am 27/28. April haben die Berliner Wasserbetriebe Schäden an Kanalbauwerken unter dem Kaiserdamm auf Höhe des Sophie-Charlotte-Platzes in Charlottenburg festgestellt. Zuvor hatte das Bezirksamt die Wasserbetriebe über eine leichte Versackung der Fahrbahn informiert. Umgehende Untersuchungen haben zutage gefördert, dass auf beiden Seiten des Kaiserdamms unterirdische Kanalbauwerke defekt sind. Aus Sicherheitsgründen wurde der Kreuzungsbereich Kaiserdamm/Suarezstraße/Schloßstraße komplett gesperrt, es besteht Einsturzgefahr. Einzig das Rechtsabbiegen von der Suarezstraße auf den Kaiserdamm stadteinwärts ist derzeit möglich. Die Trinkwasserversorgung und die Abwasserbehandlung sind gesichert, die U-Bahn (U2) fährt.
Was ist passiert?
Unter dem Kaiserdamm verlaufen die U-Bahn sowie die Leitungen mehrerer Netzbetreiber, sowie auch ein Abwasserkanal. Dieser musste zur Zeit des U-Bahn-Baus tiefer gelegt werden und quert in einem so genannten Düker die U-Bahntrasse der U2. Dazu wird das aus vier einzelnen Kanälen zufließende Abwasser in einem unterirdischen Bauwerk zusammengeführt und in fünf unter der U-Bahntrasse liegende Stahlrohre geleitet. Das auf der anderen Seite der U-Bahntrasse ankommende Abwasser wird in einem zweiten unterirdischen Bauwerk gesammelt und auf die angeschlossenen Kanäle verteilt. Beide Bauwerke stammen aus dem Jahr 1906 und weisen teils erhebliche Schäden auf.
Wie geht es weiter?
Wie groß der Sanierungsbedarf ist, können die Wasserbetriebe derzeit (Stand 3.5.2023) noch nicht genau sagen. Dazu müssen die Bauwerke zunächst gegen Einsturz gesichert und alle Teile der Dükeranlage geleert und gereinigt werden. Um in dieser Zeit eine reibungslose Abwasserableitung zu gewährleisten, muss ein sog. „Hamburger Heber“ eingebaut werden. Das ist eine Art Überführung für Abwasserleitungen. So werden die Abwassermengen, die sonst unter der U-Bahn hindurchflossen, oberirdisch über den Kaiserdamm hinweg geführt. Planung und Bau dieser Überführung und ihre Einbindung in die Kanalisation wird voraussichtlich in drei bis vier Wochen beginnen. In dieser Zeit sind keine Arbeiten sichtbar – sie passieren aber trotzdem.
So arbeiten unsere Ingenieur:innen am Neubau der beiden schadhaften Bauwerke. Außerdem stehen die Wasserbetriebe in enger Abstimmung mit der Verkehrsverwaltung, um schnellstmöglich ein Umleitungskonzept zu erstellen. Bis das so weit ist, bitten wir alle Verkehrsteilnehmer:innen, die Sperrung zu beachten und sich rücksichtsvoll zu verhalten.
Warum ist niemand auf der Baustelle zu sehen?
Im Moment passieren viele vorbereitende und begleitende Maßnahmen rund um die Baustelle:
- die Planung der neuen Dükerbauwerke
- die Prüfung der umliegenden Leitungen und Kanäle
- demnächst: Umlegung div. Leitungen (Trinkwasser, Gas…), um Baufreiheit herzustellen
- Planungs- und vorbereitende Arbeiten zum Verbinden des „Hamburger Hebers“ mit der Kanalisation.
Warum gibt es eigentlich so viele Rohrbrüche?
Der Eindruck täuscht durch wenige „Großereignisse“. Solche medienträchtigen Schäden kommen normalerweise nur etwa alle zwei Jahre vor. Tatsächlich sinkt durch vorbeugende Instandhaltung die Zahl der Schäden an Haupt- (größer als DN 400) und Versorgungsleitungen (DN 50 bis 400) seit rund 25 Jahren stetig. 2022 gab es fast zwei Drittel weniger Rohrbrüche als noch vor 25 Jahren. Und das, obwohl das Netz heute 157 km länger ist.