Seit dem Fall der Berliner Mauer hat sich in unserer Stadt vieles verändert, auch unter der Erdoberfläche. Während die Grundwasserstände sich in manchen Bereichen wieder dem Niveau vor der Industrialisierung angenähert haben, sind sie in anderen Bereichen weiterhin stark abgesenkt. Die Berliner Wasserbetriebe unterstützen die zuständigen Behörden bei der Beobachtung der Grundwasserstände. Sofern wir im Rahmen unseres Auftrags zur Trinkwasserversorgung die Möglichkeit dazu haben, ergreifen wir Maßnahmen zum Schutz von Mensch/Infrastruktur und Natur, wie beispielsweise die Anpassungen der Fördermengen
Die Höhe des Grundwasserstands in Berlin ist räumlich und zeitlich sehr variabel. Natürliche Umweltfaktoren wie Topographie, Klima und Vegetationsbestand werden vielerorts überprägt von menschlichen Eingriffen in den Wasserhaushalt. Im Laufe der Stadtgeschichte wurden z.B. Feuchtgebiete entwässert, Kanäle und Schleusen gebaut, Flächen versiegelt und Rieselfelder im Umland angelegt und wieder aufgegeben. Einen unmittelbaren Einfluss auf Grundwasserhöhen und Fließrichtungen hat die Grundwasserförderung mit Tiefbrunnen. Lokal können aber auch Grundwasserstandsabsenkungen durch Bauwasserhaltungen, Altlastensanierungsmaßnahmen oder private Bewässerungs- oder Eigenwasserversorgungsbrunnen beobachtet werden. In den unterirdischen Einzugsgebieten der Berliner Wasserwerke, die einen erheblichen Teil des Stadtgebietes umfassen, bilden sich großräumig sogenannte Absenktrichter um die Trinkwasserbrunnen.
Zwischen 1990 und 2010 hatte sich der Trinkwasserbedarf Berlins in Folge der Abwanderung von produzierendem Gewerbe und des Einbaus moderner Haustechnik nahezu halbiert. In diesem Zeitraum wurden Wasserwerksstandorte ganz oder teilweise stillgelegt. Davon betroffen waren überwiegend Wasserfassungen in industriell geprägten Niederungen des Berliner Urstromtals mit einem hohen Gefährdungspotenzial durch Altlasten. In Folge der ausbleibenden Förderung kam es in diesen Regionen zu einem Anstieg des Grundwasserstands. Bei Gebäuden mit nicht fachgerecht gebauten bzw. abgedichteten Kellerräumen kann es hier zu Feuchteschäden kommen. Gebäudevernässungen werden allerdings gerade in niederschlagsreichen Jahren auch aus anderen Teilen der Stadt gemeldet, die sich außerhalb des Wirkungsbereiches aktueller oder ehemaliger Wasserwerke befinden.
Die besser geschützten Wasserressourcen in den unbebauten Randbereichen des Berliner Stadtgebietes gelten heute als unverzichtbar für die Trinkwasserversorgung der wachsenden Metropole. Die Grundwasserstände unterliegen den durch die Grundwasserförderung und der saisonal variablen Grundwasserneubildung bedingten üblichen Schwankungen. In den Trockenjahren 2018 und 2019 sind die Grundwasserstände in Folge der geringen Regenwasserversickerung und des hohen Trinkwasserbedarfs in weiten Bereichen um mehrere Dezimeter abgesunken.
Oberste Priorität für die Berliner Wasserbetriebe ist die nachhaltige Sicherung der Versorgung der Berliner Bevölkerung mit qualitativ einwandfreiem Trinkwasser.
Um Vernässungsschäden entgegenzuwirken und grundwasserabhängige Ökosysteme zu bewahren, ergreifen wir, wenn möglich, Maßnahmen wie beispielsweise die Anpassungen der Fördermengen. Grundwasserentnahmemengen können zwischen den Brunnengalerien der neun Wasserwerke in begrenztem Umfang umverteilt werden.
Eine weitere Steuerungsmöglichkeit besteht in der Anpassung der Grundwasseranreicherung (GWA). Bei der GWA wird Wasser aus der Havel im Umfeld der Brunnen im Wald versickert, um den Wasserhaushalt lokal zu stützen, sensible Landökosysteme vor dem Austrocknen zu bewahren sowie um Altlasten im Untergrund zu fixieren und damit deren Zustrom zu den Brunnen abzuwehren.
Diese Maßnahmen werden von uns gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz – die für das flächendeckende Grundwassermanagement im Land Berlin zuständig ist – erarbeitet, die Auswirkungen kontinuierlich bewertet und gegebenenfalls optimiert.