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Mikroplastik im Wasserkreislauf

Dr. Uta Böckelmann leitet das Labor der Berliner Wasserbetriebe. Im Gespräch informiert sie, was das Unternehmen gegen Mikroplastik im Wasserkreislauf tut und wie alle Berlinerinnen und Berliner einen Beitrag leisten können.

Kommt Mikroplastik im Wasserkreislauf vor?

Ja, das stimmt. Sogar beim Waschen von Kunstfasern, wie Sport- oder Funktionskleidung, lösen sich kleinste Plastikteilchen, die über den Abfluss dann in die Kanalisation gelangen. Auch in vielen Wasch- und Putzmitteln findet man die Teilchen. Sie können so winzig sein, dass selbst unsere kleinen Helfer, die Bakterien, sie nicht herausfiltern können. So fließen sie nach der Reinigung mit dem gereinigten Wasser in Berlins Gewässer.

Allerdings stammt rund ein Drittel des nachgewiesenen Mikroplastiks vom Reifenabrieb der Autos. Bei Starkregen werden die Partikel von der Straße in die Flüsse und Seen gespült. So kann Mikroplastik auf unterschiedlichen Wegen in den Wasserkreislauf gelangen.

Was tun die Berliner Wasserbetriebe gegen Mikroplastik im Wasserkreislauf?

Wir sind an mehreren Forschungsprojekten beteiligt. In dem Projekt „Mikroplastik im Wasserkreislauf“ erforschen wir gemeinsam mit der TU Berlin und weiteren Partnern, welche Effekte die Nutzung von Kunststoffen auf uns Menschen und unsere Umwelt hat.

Im Rahmen des Projekts betreiben wir in Ruhleben einen Polstofffilter als Versuchsanlage und untersuchen, inwiefern er sich im Vergleich zu anderen weitergehenden Abwasserreinigungsverfahren zur Entfernung von Mikroplastik eignet.

Und in einem gerade gestarteten Forschungsprojekt wird der Reifenabrieb im Niederschlagswasser untersucht, in der OWA Tegel fanden Versuche statt, Mikroplastik im Zulauf des Nordgrabens zu quantifizieren.

Wenn Mikroplastik nicht im Trinkwasser vorkommt, warum ist es dann ein Thema für die Berliner Wasserbetriebe?

Wir nehmen das Thema Mikroplastik sehr ernst, weil wir den natürlichen Kreislauf, aus dem wir unser Trinkwasser gewinnen, sauber halten wollen. Als Umweltunternehmen tragen wir dafür die Verantwortung.

Unsere Klärwerke sind deshalb auf die Entfernung von Stoffen wie Fasern, Gummi und auch Plastikteilchen ausgerichtet. Deshalb können unsere Klärwerke schon heute rund 99 % dieser Stoffe aus dem Abwasser entfernen.

Was kann die Bevölkerung zum Schutz der Umwelt vor Mikroplastik tun?

Die Vermeidung von Produkten mit Mikroplastik und die richtige Entsorgung von Plastik sind das A und O. Viele Produkte, bei denen man es nicht vermutet, enthalten Mikroplastik, wie Putzmittel oder Peelings. Ein Blick in die Inhaltstoffe des Produkts verrät, ob Mikroplastik enthalten ist. Vermeidet man die Produkte, ist das schon ein großer Beitrag.

Mittlerweile gibt es auch zahlreiche Einkaufshilfen und Broschüren, die aufklären: Der Plastikatlas der Heinrich-Böll-Stiftung und des BUND stellt Daten und Fakten zum Thema Plastik bereit. Und im BUND-Einkaufsratgeber werden Produkte aufgelistet, die Mikroplastik enthalten. Es gibt mittlerweile sogar Apps, wie CodeCheck. Damit kann man Produkte beim Einkaufen scannen und erfährt sofort, ob sich Mikroplastik darin versteckt.

Und nicht zu vergessen: Plastik gehört nicht auf die Straße oder in die Gewässer, sondern in die orange oder gelbe Wertstofftonne.