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17.02.2005

Ende der bleiernen Zeit

Offensive zum Austausch alter Rohre: Leitungswechsel straßenweise

Die Berliner Wasserbetriebe starten in enger Kooperation mit den Gesundheitsämtern eine neue Offensive zum Austausch alter Hausanschlussleitungen aus Blei. Diese Arbeiten werden straßenweise gebündelt und die so entstehenden Effizienzvorteile in Form günstiger Preise an die Kunden weitergegeben. Ziel ist es, jährlich rund 3.000 Hausanschlüsse auszuwechseln; das sind viermal mehr als bisher.  Hintergrund: Die Trinkwasserverordnung senkt den bisherigen Blei-Grenzwert von 25 µg/l ab Dezember 2013 auf 10 µg/l ab. Blei war bis in die 1940er Jahre auf Grund seiner Korrosionsbeständigkeit und leichten Handhabbarkeit das Standardmaterial für Wasserleitungen kleinen Querschnitts. Seit die gesundheitsschädlichen Wirkungen von Blei bekannt sind werden bei Neuinstallationen und Sanierungen Stahl, Kupfer oder Kunststoffe verwendet.

Wo kann es Bleirohre geben?

Während das 7.830 km lange Trinkwasserrohrnetz von jeher bleifrei ist, gibt es in Berlin noch bis zu 28.000 Hausanschlussrohre - das ist die Verbindung vom Hauptrohr unter der Straße zum Wasserzähler im Keller - sowie eine unbekannte Anzahl alter Gebäude mit Hausinstallationen aus Blei. Studien haben ergeben, dass rund zehn Prozent der Berliner Haushalte betroffen sein könnten. Ob es aus dem Hausanschlussrohr oder aus der Hausinstallation stammt blieb dabei offen. Allerdings decken sich diese Ergebnisse mit den Daten der Wasserbetriebe. Danach gibt es ein starkes West-Ost-Gefälle. In den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf und Neukölln sowie in den Ortsteilen Schöneberg und Zehlendorf gibt es die meisten Blei-Hausanschlüsse, die wenigsten in Treptow und Spandau. Blei kann es in der Regel nur in Gebäuden geben, die vor 1940 errichtet worden sind oder die nach 1950 keine Generalsanierung erfahren haben.

Bauleiter beraten vor Ort

Die Wasserbetriebe nehmen gebiets- und straßenweise Kontakt mit den Hauseigen-
tümern bzw. Verwaltern auf und vereinbaren Vor-Ort-Beratungstermine. Die Arbeiten werden durch die fünf Rohrnetzbetriebsstellen (Jungfernheide, Lichterfelde, Mitte, Pankow und Wuhlheide - siehe Karte) koordiniert.
Wo immer es möglich ist, kommen moderne grabenlose Bauverfahren zum Einsatz. Dabei wird von einer kleinen Startbaugrube aus das alte Bleirohr aus dem Erdreich entfernt und das neue Rohr sofort in dessen Spur gezogen. Das spart Aufbruch und Transporte und schont die Vegetation und die Umwelt.

Mieter sollten fragen, Hausbesitzer handeln

Hauseigentümer sind durch die Trinkwasserverordnung den Wasserversorgungs-
unternehmen rechtlich gleich gestellt. Sie müssen in ihrem Verantwortungsbereich ebenfalls dafür sorgen, dass ihre Mieter einwandfreies Wasser genießen können. Mieter aus Gebäuden, die nicht grundlegend saniert worden sind, sollten ihren Hausbesitzer oder Verwalter nach dem Material der Rohre im Haus fragen. Ist die Auskunft unbefriedigend, so kann bei Verdacht das zuständige Gesundheitsamt eingeschaltet werden. Auch Wasseranalysen (angeboten u.a. von den Berliner Wasserbetrieben, der Grünen Liga Berlin oder der Stiftung Warentest) schaffen Klarheit.

Preisvorteil bei koordinierter Arbeit

In den vergangenen Jahren hatten die Berliner Wasserbetriebe mit einer Pauschale von 511 EURO bzw. 1.000 DM zum Austausch von Hausanschlüssen aus Blei angeregt. Diese Offerte hatten zuletzt aber nur noch wenige hundert Hausbesitzer pro Jahr genutzt. Seit 1. Januar 2005 gilt für alle Hausanschlussarbeiten das System kostendeckender Grund- und Meterpreise, über das im Dezember 2004 ausführlich informiert worden ist (recherchierbar unter Übersicht der bleifreien Gebiete Berlins (pdf).

Die Berliner Wasserbetriebe kaufen im Rahmen der Bleirohr-Wechseloffensive Bauleistungen günstig und in großer Menge ein. Diese Vorteile werden an die Kunden in Form von Aktionspreisen weitergegeben, die Bestandteil der Angebote bei der straßenweisen Arbeit sind. Wenn die Berliner Wasserbetriebe den Hauseigentümern brieflich die Arbeiten in der jeweiligen Straße ankündigen, kommt im Angebot automatisch der günstigere Preis zum Zuge. Der Vorteil beträgt beim Grundpreis etwa ein Drittel und bei den Meterpreisen je nach Leistung rund 14 %. Wird die Auswechselung zu einem früheren oder späteren Zeitpunkt beauftragt, dann werden die normalen Listenpreise zugrunde gelegt.

Kunden können sich unter der kostenfreien Hotline 0800/2927587 sowie im Kundenzentrum an der Neuen Jüdenstraße 1 in Berlin-Mitte beraten lassen.