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22.03.2006

Frisch, gesund und sauber, weil Jahre alt

Die ersten 50 Zentimeter sind für die Trinkwasser-Qualität entscheidend

Neue Erkenntnis zum Berliner Trinkwasser: Es ist mindestens 60 Tage, höchstens 30 Jahre und im Durchschnitt zwölf Jahre alt. So lange sickert es durch die Bodenschichten den Brunnen der Wasserwerke zu, die zwischen 30 und 170 Meter und durchschnittlich 60 Meter tief sind.
Noch eine Neuigkeit: Nicht nur die Zeit, vor allem der erste halbe Meter macht´s. Kläranlagen können zwar viel, aber nicht alles. Deshalb gelangen manche Stoffe in das Wasser von Spree und Havel, die wir im Trinkwasser nicht haben wollen und die wir dort auch nicht finden. Antibiotika-Reste, Dünger oder Keime werden beim Sickern durch den Boden natürlich herausgefiltert, von Mikroorganismen verspeist oder sind reagierend zerfallen. Fast alle diese physikalischen, chemischen und biologischen Prozesse laufen bis zu 50 Zentimeter tief in der Erde ab.

Dies sind Resultate aus dem jetzt im Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB) abgeschlossenen Forschungsprojekts zur so genannten Uferfiltration. Sie bildet seit mehr als hundert Jahren die Basis für die Berliner Trinkwassergewinnung: In Ufernähe platzierte Tiefbrunnen erzeugen einen Sog vom Oberflächen- ins Grundwasser. Dabei wird das Wasser auf dem Weg durch die Bodenschichten natürlich gereinigt. Die Ergebnisse dieses so genannten Uferfiltrations-Prozesses waren stets klar, die genaue Funktion aber nicht. Der Wasserweg vom Fluss zur Brunnensohle blieb eine "black box".

Seit 2002 haben unter Führung des KWB Experten der Berliner Wasserbetriebe und des französischen Wasserkonzerns Veolia - die das Projekt mit mehr als 6 Mio. € finanzierten - sowie der Technischen und der Freien Universität Berlin, des Umweltbundesamtes und des Leibniz-Instituts für Binnenfischerei und Gewässerökologie geforscht. Dazu wurden unzählige Proben aus verschiedener Entfernung und Tiefe analysiert und verglichen. So wurde erkannt, wie lange Wasser idealerweise durch welche Bodenschichten fließen sollte. Die Resultate sind von weltweitem Interesse, können sie doch den Bau teurer Aufbereitungsanlagen vermeiden.

Berlin gewinnt sein Trinkwasser aus Grundwasser, das aus tiefen Brunnen in der Nähe der Ufer von Spree und Havel gefördert wird. Ein Drittel dieses Grundwassers bildet sich durch Regenfälle "an Land", zwei Drittel kommen aus versickerndem Fluss- und Seewasser. Mit der Uferfiltration ist Berlin Trinkwasser-Selbstversorger und das - wie jeder weiß - in höchster Qualität und ohne aufwändige Aufbereitungsschritte.