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19.08.2008

Das Wunder von Gesundbrunnen ist leider keins

Analyse: Aus „Heilquelle“ an der Badstraße fließt nur dreckiges Grundwasser

Nach den umfangreichen Presseberichten über das „Wunder von Gesundbrunnen“ (Berliner Zeitung) Mitte Juli haben wir uns –  auch weil wir uns vor Kommentar-Anfragen kaum retten konnten – entschlossen, die an der Badstraße 35 neu zu Keller getretene „Heilquelle“ zu untersuchen. Ergebnis: Das Wasser ist mit organischen Substanzen belastetes und stark verschmutztes oberflächennahes Grundwasser. Alles andere wäre wirklich ein Wunder gewesen, denn hervorragendes Wasser wird in Berlin in den ausgedehnten Wasserschutzgebieten und zudem aus großen Tiefen von durchschnittlich 60 Metern gefördert. Der wahre Gesundbrunnen ist also das Berliner Trinkwasser aus dem heimischen Wasserhahn.

Folgend dokumentieren wir wesentliche Ergebnisse der Analyse durch das zertifizierte Labor der Berliner Wasserbetriebe, bewertet durch den Leiter der Labore und Mitglied der Deutschen Trinkwasserkommission, Dr. Dietmar Petersohn.

Das Untersuchungswasser wurde am 18. Juli im Keller der Badstraße 35 aus dem Pumpensumpf entnommen und bis zum 29. Juli umfangreich analysiert. An dieser Stelle fließt auch Wasser aus dem Nebenkellerraum in den Pumpensumpf. Die mikrobiologische Probenahme war nicht durchführbar. Bei der Entnahme war das Wasser gelbbraun gefärbt, sah klar aus, und der Geruch war unauffällig.

Die Wasserprobe wurde auf die Inhaltsstoffe untersucht, die zur Charakterisierung der Herkunft des Wassers dienen können. Ergebnis: Das als wieder entdeckte „Quelle“ deklarierte Wasser entspricht in seiner Zusammensetzung weder Trink- noch häuslichem Abwasser. Es ist aber auch kein Quellwasser, denn dieses hat seinen Ursprung per Definition in unterirdischen Wasservorkommen und wird aus natürlichen oder künstlich erschlossenen Quellen gewonnen.

Verglichen mit Inhaltsstoffen der in der Nähe fließenden Panke (Analysendaten von April bis Juni 2008) entsprechen die ermittelten Konzentrationen für die Parameter pH-Wert, Eisen, Ammonium, Nitrat, Säurekapazität und Zink denen der Panke. Generell kann sich die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe eines Wassers infolge einer Passage durch zementgebundene Werkstoffe oder Boden verändern. Auffällig sind hier die hohen Konzentrationen für die Parameter Calcium und Sulfat. Die Randbedingungen (Aufmineralisierung durch Baustoffe, Passage durch Boden) sind zu beachten.

Die sehr hohen Konzentrationen von Kalium und TOC (Total Organic Carbon), welche als Messgrößen für Verschmutzungen fungieren, zeigen ein mit organischen Substanzen belastetes und stark verschmutztes Wasser an. Die hohe Kaliumkonzentration kann durch Abwasser oder vom verschmutzten Pumpensumpf hervorgerufen worden sein. Die Höhe der gemessenen Gehalte für Bor, Arsen und Zink kommen in Grund- und Oberflächenwässern vor.

Auf Grund der chemischen Zusammensetzung der Wasserprobe aus dem Keller der Badstraße 35 ist davon auszugehen, dass es sich um ein durch Oberflächenwasser beeinflusstes Grundwasser handelt. Diese Aussage wird durch einen Datenabgleich mit der zuständigen Stelle beim Senat zur Angabe des Grundwassermessstandes mit Messungen durch den Gebäudeverwalter Gesobau bestätigt, dem zufolge der Keller im Grundwasser liegt.