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21.08.2006

Klar: Fische(r) mögen´s eher trüb

Sauberes Wasser ist gesund, aber auch Kalorienarm und ohne Verstecke

Die Qualität der Berliner Gewässer hat sich in den vergangenen Jahren kräftig verbessert. Das ist in Spree, Havel sowie in ihren Flussseen und Kanälen auch deutlich sichtbar. Aber klareres Wasser kann auch manches Gemüt trüben. Zumindest bei Anglern und Fischern, denn in gesundem Wasser tummeln sich weniger Fische. Klares Wasser bedeutet weniger Algen, die Friedfischen (z.B. Karausche, Blei und Bitterling) sowohl als Futter als auch als Versteck dienen. Und wenn den größeren Raubfischen wie Hecht, Wels und Zander weniger kleine Beute vors Maul schwimmt, dann werden auch diese Arten seltener.

Die Fakten: Vor allem in Folge immenser Investitionen von rund 4,5 Mrd. Euro in die hauptstädtische Infrastruktur zur Ableitung und Klärung des Abwassers werden heute gegenüber 1990 aus den Berliner Kläranlagen 81% weniger Phosphor und 98% weniger Ammoniumstickstoff in Spree und Havel eingetragen. Der Nährstoff Phosphor lässt Algen sprießen, Ammoniumstickstoff ist für Fische giftig und zehrt Sauerstoff aus dem Gewässer.

Die Berliner Gewässer sind nicht nur intensiv genutzte Erholungsgebiete und Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Aus den Versickerungen der Flüsse und Seen speist sich das Grund- und damit das Berliner Trinkwasser. Weil Spree und Havel nur sehr langsam und im Sommer mitunter gar nicht fließen, muss das Abwasser hier besonders gründlich gereinigt werden. Deshalb liegen auch die Vorgaben der Berliner Behörden für die Klärwerksleistung deutlich höher als die Vorschriften des Bundes. Die Berliner Wasserbetriebe unterschreiten mit der vollbiologischen Nährstoffelimination in allen sechs Klärwerken die Bundes-Werte um durchschnittlich 61 % sowie die strengeren Normen Berlins um 23 %.

Gegenwärtig werden Möglichkeiten untersucht, die eine weitergehende Abwasserreinigung zu vertretbaren Kosten erlauben. Damit soll die Vorgabe der EU-Wasserrahmenrichtlinie erfüllt werden, die bis zum Jahr 2015 einen "guten Gewässer-Zustand" verlangt. In Berlin ist dies im Tegeler See, einer Havelbucht, bereits erreicht. Mit drei Metern Sichttiefe ist der See das sauberste Berliner Gewässer - aber auch eines der Fisch-ärmsten.