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30.01.2014

Tiefer Vortrieb macht Sägen (fast immer) überflüssig

In Friedenau sorgen Tunnelbohrer für trockene Füße und retten Bäume

Friedenau, ein Ortsteil von Tempelhof-Schöneberg, liegt in einer Senke, die keinen natürlichen Abflussgraben hat. Als das Gebiet vor knapp hundert Jahren urban besiedelt wurde, vergaßen die Stadtväter, dem mit einer entsprechend groß dimensionierten Kanalisation Rechnung zu tragen.

Die Folge ist, dass bei starkem Regen die Kanalisation schnell überfordert ist und sich dann das Wasser vor allem in den tiefer gelegenen Gebieten am Friedrich-Wilhelm-Platz auf den Straßen staut und in Keller läuft.

Um dem ein Ende zu machen, erweitern die Berliner Wasserbetriebe im Auftrag des Landes Berlin deshalb in der fast 150 Hektar großen so genannten Friedenauer Senke die Kanalisation und bauen zusätzlich Stauraumkanäle, in denen Regenwasser unterirdisch gespeichert werden kann. Die Arbeiten in insgesamt sieben Neubau- und drei Sanierungsabschnitten haben 2009 begonnen und sollen 2017 abgeschlossen sein.

Für rund 15 Mio. € entstehen dort ein 1.920 m langer Mischwasserentlastungskanal mit einer Stärke von bis zu 180 cm von der Prinzregenten-/Handjery- bis zur Stubenrauch-/Goßlerstraße mit einer Gesamtkapazität von 3.500 m³, was knapp anderthalb olympischen Schwimmbecken entspricht. Zudem werden 2.290 m vorhandene Mischwasserkanäle durch größere neue Kanäle ersetzt, die dann im Ernstfall weiteres Wasser „schlucken“ können.

Drei der sieben Neubau-Abschnitte (unter der Varziner Straße, dem Südwestkorso und unter der U-Bahn dazwischen) sind fertig und sorgen bereits für Entlastung. Aktuell beginnt der Bau eines neuen Stauraumkanal-Abschnitts an der Stubenrauchstraße sowie zwei Kanalerweiterungen an der Handjerystraße und am Südwestkorso.

Die meisten dieser Arbeiten geschehen grabenlos und damit auch Baum-schonend im unterirdischen Vortrieb. So können in der Friedenauer Senke trotz starkem Tiefbaugeschehen hunderte Straßenbäume erhalten werden. Wenige Ausnahmen gibt es aber, da der Vortrieb aufgrund der Dichte zahlreicher Versorgungsmedien nicht überall möglich ist und auch Tunnelbohrmaschinen Baugruben brauchen.

Aus diesem Grund ist jetzt vor Beginn der Vegetationsphase im März die Fällung von einem Baum am Schillerplatz sowie zweier Bäume am Friedrich-Wilhelm-Platz unerlässlich. Im kommenden Herbst werden am Schillerplatz sieben weitere Bäume weichen müssen. In Abstimmung mit dem Bezirksamt werden dafür nach Abschluss der Arbeiten neue Gehölze gepflanzt.