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16.10.2014

Das letzte Relikt der unterirdischen Mauer

Die DDR sperrte mit 70 Gittern Abwasserkanäle von Ost nach West

25 Jahre nach dem Mauerfall ist über der Erde kaum noch etwas zu erkennen von der einstigen Teilung der Stadt. Und auch unter den Straßen ist das Berliner Wasser- und Abwassernetz wieder eines geworden. Nur ein Relikt der Teilung existiert noch: ein Kanalsperrgitter unter der Invaliden-/Scharnhorststraße in Berlin-Mitte. Es war eines von insgesamt 70, die Fluchten von Ost nach West verhindern sollten.

Einige dieser Gitter wurden bereits in den 1950er-Jahren – lange vor dem Bau der Mauer – auf Geheiß des Ministeriums für Staatssicherheit installiert, um Schmuggel und Spionage zu verhindern. Sie bestanden meist aus Stahl; spätere Gitter waren mitunter mit einem Klingeldraht versehen, der Alarm auslöste, wenn sich jemand daran zu schaffen machte, andere bestanden aus Stahlrohren, die auf Stahlstäbe gesteckt waren und sich beim Sägen mitdrehten. Teilweise wurden Kanäle auch kurzerhand zugemauert. Das Gitter unter der Straße vor dem heutigen Bundeswirtschaftsministerium konnte als Mahnmal erhalten werden. Alle anderen Gitter sind seit 1990 abgebaut worden.

Während die Trinkwasserversorgung Berlins bereits in den 1950er-Jahren getrennt war, floss Abwasser stets von Ost nach West und umgekehrt. Aus politischen und wirtschaftlichen Gründen waren beide Seiten jedoch ab den 1960er Jahren auf Eigenständigkeit bedacht. Zum einen wollte man Ausgleichszahlungen vermeiden, die für im jeweils anderen Teil durchgeleitetes und behandeltes Abwasser fällig wurden. Zum anderen wollte man im Osten Fluchten durch die Kanalisation verhindern, die kurz nach dem Mauerbau 1961 noch vielen Menschen gelungen waren.

„Zeugnisse der Spaltung“ und „Berliner Wasser“ – zwei Bücher zum Thema:

Ausführlich informieren darüber zwei Bücher. „Zeugnisse der Spaltung. Kanalisation im geteilten Berlin“, herausgegeben von den Berliner Wasserbetrieben, zeigt viele Bilder und Dokumente, kostet 11 Euro und ist direkt beim Unternehmen (buch@bwb.de), beim Berliner Unterwelten e. V. (www.berliner-unterwelten.de) oder bei Amazon erhältlich. 98 Seiten. ISBN 978-3-00-032336-2.

In dieser Woche neu erschienen ist das Buch „Berliner Wasser“, das auf 264 Seiten mit vielen z. T. erstmals publizierten Illustrationen die Geschichte des Umgangs mit Wasser in Berlin von der Stadtgründung bis heute zeichnet. Das Buch zur Stadtgeschichte mit dem Fokus auf Infrastruktur, das auch eine herausnehmbare Erlebnis-Wasser-Karte enthält, ist im Vergangenheitsverlag Berlin erschienen, Hrsg. Berliner Wasserbetriebe. ISBN 978-3-86408-161-3. Es ist zum Preis von 19,90 Euro im Buchhandel erhältlich.