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01.03.2011

Dreckwasser bleibt unten – auch wenn die Wolken brechen

In Neukölln staut Berlins zweites automatisches Unterwelt-Wehr Regenfluten

Im Untergrund der Erkstraße unweit des Neuköllner Schifffahrtskanals haben die Berliner Wasserbetriebe heute ein automatisches Wehr installiert. Gesteuert aus der Abwasserzentrale an der Holzmarktstraße kann es bei starkem Regen 3.000 m³ Mischwasser im vorhandenen Kanalnetz zurück stauen und zwischenspeichern. Denn bei Wolkenbrüchen sind die Kapazitäten des Mischwasser-Kanalnetzes lokal gelegentlich überfordert. Denn zwischen Kanalnetz und Kläranlage ist in Berlin immer ein Pumpwerk zwischengeschaltet.

Die Kapazität der Pumpwerke ist auf ein Maß beschränkt, das in den Klärwerken den biologischen Reinigungsprozess bis zu seiner Leistungsgrenze ausnutzt. Deshalb sind in der Kanalisation Regenüberläufe als (genehmigte) Abzweig-möglichkeit angeordnet. Springen sie an, dann läuft dort mit Regen verdünntes Schmutzwasser ins nächste Gewässer. Um das zu verhindern, wird mit dem Neubau von Stauraumkanälen und dem Umbau von Regenüberläufen unterirdischer Speicher geschaffen bzw. aktiviert, dessen dreckige Fracht nach Regenende ganz regulär zum Klärwerk gepumpt werden kann.

Um das sechs Tonnen schwere Wehr in den zwei Meter hohen gemauerten Mischwasserkanal in der Erkstraße einfügen zu können, wurde ein zwölf Meter langes und bis zu acht Meter tiefes Bauwerk aus ca. 110 m³ Beton und ca. 17 t Stahl errichtet. Die Baukosten einschließlich aller erforderlichen Umlegungs-arbeiten anderer Leitungen belaufen sich auf ca. 2,1 Mio. € und werden vom Land
Berlin und den Berliner Wasserbetrieben im Verhältnis 60:40 getragen.

Das Vorhaben an der Erkstraße ist Teil eines vom Land Berlin mit den Berliner Wasserbetrieben vereinbarten Programms zur Verbesserung der Güte der Berliner Gewässer. Es sieht vor, bis zum Jahr 2020 insgesamt 302.000 m³ Stauraumkapa-zität in der innerstädtischen Mischwasserkanalisation zu schaffen. Davon sind heute bereits 213.000 m³ geschaffen worden.

Ein ähnliches, aber beinahe doppelt so großes Wehr gibt es seit 1996 unter der Seestraße in Wedding. In Neukölln bauen die Berliner Wasserbetriebe derzeit gleichzeitig auch an zwei weiteren Stauräumen in der Kanalisation – am Weigand-ufer und an der Lahnstraße. Beide haben zusammen 1.400 m³ Speicherkapazität.