Zum Hauptinhalt springen
11.03.2011

Luftblasen reinigen zehn Kilometer lange Leitung

Wasserwerk Stolpe: 1.300 m³ Mineralien fix aus dem Rohr geputzt

Mit einem so innovativen wie effizienten Verfahren blasen die Berliner Wasserbetriebe in ihrem Wasserwerk Stolpe eine mehr als zehn Kilometer lange Leitung frei, die Grund-wasser aus den Brunnengalerien Borgsdorf, Birkenwerder und Hohen Neuendorf zur Aufbereitung ins Werk fördert. Im Rohr hatten sich im Laufe der Jahre immer mehr Ablagerungen aus Eisen- und Manganoxid und davon geschätzte 1.300 m³ in der zwischen 60 Zentimeter und einen Meter starken Leitung – abgesetzt. Diese war damit stetig undurchlässiger geworden.

Zur Verhinderung eines „Rohrinfarkts“ wäre es früher gespült worden. Der Effekt war aufgrund der Länge der Leitung aber begrenzt, weil sich der Wasserstrom zu schnell beruhigte. Außerdem hätte man immens viel Wasser benötigt. Es hätte also häufiger und aufwändiger gereinigt werden müssen.

Deshalb haben sich die Wasserwerker dafür entschieden, mit dem Comprex®-Verfahren der pfälzischen Hammann GmbH mit drei Kompressoren Luft in das Rohr einzublasen. Diese im Wasserstrom komprimierten und stetig wirbelnden Luftblasen wirken letztlich wie Bürsten. Die Minerale werden schnell und konzentriert aus dem Rohr geputzt. Die zehntägige Aktion dauert. bis zum 16. März.

Hintergrund: Das Berliner Grundwasser aus dem wir unser Trinkwasser gewinnen hat viele Mineralien – erwünschte wie Calzium und Magnesium und unerwünschte wie Eisen und Mangan. Zwar sind sie gesundheitlich unbedenklich, färben aber das Wasser und lassen es metallisch schmecken. Sie werden auf natürliche Art entfernt, indem im Wasserwerk das Grundwasser in großen „Duschen“ versprüht und so belüftet wird. Eisen und Mangan oxidieren zu kleinen Rostflöckchen, die dann in einem Sandfilter hängen bleiben. Fertig ist das Trinkwasser.

Das Wasserwerk Stolpe liegt als einziges der neun Berliner Wasserwerke nicht in der Stadt, sondern nordwestlich an der Havel bei Hennigsdorf. Die seit 1911 genutzten Anlagen des ersten Werkes wurden 1983 aufgegeben und durch einen Neubau am selben Standort ersetzt. Das Werk hat 98 Brunnen, die zu vier Brunnengalerien zusammengefasst sind.

Ebenso wie künftig das Spandauer Werk und das Kladower Werk kann es aus dem Wasserwerk Tegel heraus gesteuert werden. Mit etwa einem Neuntel Anteil an der Wasserabgabe nimmt es Rang fünf unter den Berliner Werken ein. Es versorgt neben Berlin auch zahlreiche Gemeinden zwischen Hohen Neuendorf und Schönerlinde. Das Stolper Grundwasseranreicherungsgebiet an der Havel ist ein Reservat für viele auch seltene Tiere.