Zum Hauptinhalt springen
17.04.2012

Wassertarife sollen auch im dritten Jahr stabil bleiben

Bilanz 2011: Mehr Infrastruktur-Investitionen und Einstellungsanstieg

Die Berliner Wasserbetriebe haben 2011 in einem durchaus stürmischen politischen Umfeld und trotz eines für den Wasserabsatz zu regenreichen Sommers erfolgreich gearbeitet.
 
Wie das Unternehmen bei Vorlage der Bilanz 2011 mitteilte, wurden 188,4 Mio. m³ Trinkwasser abgesetzt, 4,6 Mio. m³ weniger als 2010 bzw. so viel, wie 1989 allein in der damaligen West-Hälfte Berlins gefördert wurde. Die rechnungswirksame Abwasserreinigung stieg regenbedingt um 2,7 Mio. m³ auf 206,2 Mio. m³. Insgesamt haben die Klärwerke aufgrund des vielen Regens 6,2 Mio. m³ mehr und damit insgesamt 246,0 Mio. m³ Abwasser gereinigt.

Die Trink- und Abwassertarife sind seit Anfang 2010 im dritten Jahr stabil. Der Umsatz sank 2011 aufgrund aperiodischer Erlöse nur leicht um 0,6 Mio. € auf 1.193,7 Mio. €. Die Gesellschafter erhielten Gewinne von insgesamt 232,3 Mio. €, die Abgaben an das Land Berlin betrugen 82,1 Mio. €.

In Pankow wurden die meisten Rohre und Kanäle gebaut

Für rund 321 Mio. € – das entspricht 81 % ihres Beschaffungsvolumens – haben die Berliner Wasserbetriebe Bau- und andere Leistungen sowie Waren in der Region Berlin-Brandenburg eingekauft. Dazu zählen wesentlich die Investitionen in die Infrastruktur, die um 7,7 Mio. € auf 277,9 Mio. € gestiegen und zu rund zwei Dritteln in die Netze geflossen sind.

So wurden 2011 auf 565 Baustellen insgesamt 115 km Rohre und Kanäle neu gebaut, wobei die Länge aller Netze um 44 km auf 18.611 km gewachsen ist. Dabei lag der Bezirk Pankow mit 98 Netz-Baustellen und Investitionen in Höhe von 27,2 Mio. € vor den Bezirken Mitte (21,1 Mio. €) und Treptow-Köpenick (18,8 Mio. €) an der Spitze. Die Zahl der Wasserrohrbrüche sank um 244 auf 605.

In den Wasser-, Klär- und Pumpwerken wird auch künftig umfangreich in die Erneuerung und weitere Automatisierung investiert, darunter auch in ein Programm zur Verbesserung der Dichtung der Brunnen. Zudem forscht das Unternehmen seit Jahren an neuen nachhaltigen Techniken zur weitergehenden Abwasserreinigung, für die im Mai das Projekt Oxeram – die Erforschung der Kombination von Mikrosiebung, Membranfiltration und Ozonung – gestartet wurde.

Das Klärwerk Waßmannsdorf – unweit des neuen Flughafens – wird bis 2022 mit zusätzlichem Beckenvolumen ausgebaut und mit innovativer Technik ergänzt. Damit sollen die Restfrachten an Stickstoff, Phosphor und Spurenstoffen weiter minimiert werden. Im Klärwerk Schönerlinde, das neben einem Blockheizkraftwerk jetzt auch über eine erste Mikrogasturbine zur Nutzung des Biogases verfügt, entstehen ab Mai drei Windräder mit zusammen 6 MW Leistung, die das Werk weitgehend energieautark machen.

Die Zahl der Personenjahre ging bei 96 Neueinstellungen – das ist die höchste Zahl seit Anfang der 1990er Jahre – per Saldo um 40 auf 3.821 zurück. Insbesondere technische Berufe stehen im Fokus der Nachwuchsgewinnung. Insgesamt wurden 321 Jugendliche in einem von 22 Berufen ausgebildet. Damit investieren die Berliner Wasserbetriebe jährlich rund 6 Mio. € in hochwertige Ausbildung und setzen mit einer Ausbildungsquote von 8,4 % Maßstäbe.

Im August ging im Internet auf www.ausbildung.bwb.de ein neues Ausbildungsportal online. Und für ihr Gesundheitsmanagement – angesichts eines vergleichsweise hohen Durchschnittsalters der Belegschaft von 49 Jahren – wurden die Wasserbetriebe als Corporate Health Company der Exzellenz-Klasse ausgezeichnet.

Kartellverfahren im Fokus der öffentlichen Diskussion

Das seit März 2010 laufende Kartellverfahren prägt die öffentliche Diskussion um die Berliner Wasserbetriebe. Gegenwärtig liegt eine zweite Abmahnung mit einer Entgegnungsfrist bis zum 29. April vor. Sie war eine Folge der Tatsache, dass die Vergleichsunternehmen Hamburg Wasser und Stadtwerke München ihre Wasserpreise gegenüber ihren Kunden unzweifelhaft erhöht haben, während sie in Berlin stabil blieben.

In mehreren Schriftsätzen wurde dem Bundeskartellamt detailliert dargelegt, dass die Berliner Wasserpreise nicht missbräuchlich überhöht sind. Vielmehr sind sie eine Folge rechtlicher Rahmenbedingungen sowie hoher, anders als in den neuen Bundesländern unsubventionierter Investitionskosten nach der deutschen Einheit.

Zur Klarstellung der Anwendbarkeit des Bundeskartellrechts haben die Berliner Wasserbetriebe eine Feststellungsklage eingereicht. Kern der Argumentation ist die in Berlin höchste Regelungsdichte bei den für die Wasserpreise maßgeblichen gesetzlichen Vorschriften, die nur sehr eingeschränkten eigenen Gestaltungsspielraum belassen.

Das Unternehmen wendet große Kraft zur Senkung der beeinflussbaren Kosten zur Stabilisierung der Preise auf. So wurden etwa seit 1999 die Personenjahre um 36 % und die Kosten für beinflussbare Fremdleistungen um 39 % reduziert. Die Planungen gehen für die nächsten Jahre von weiterhin stabilen Wassertarifen aus. Durch zusätzliche Optimierungen sollen inflationäre Effekte kompensiert werden.

Die Trink- und Abwassertarife 2012 sind nach wie vor Gegenstand von Verhandlungen zwischen den Gesellschaftern der Berliner Wasserbetriebe. Dabei ist es das Ziel, die seit 2010 unveränderten Tarife stabil zu halten. Darüber hinaus sehen die Planungen auch für die Jahre 2013 bis 2015 stabile Tarife vor. Darin sind bereits die Effekte aus der so genannten Nachkalkulation, also für die in den Vorjahren weniger als geplant verkaufte Wassermenge, enthalten.