Prinzipiell können zwar Viren auch über das Trinkwasser übertragen werden – allerdings besteht dieses Übertragungspotenzial nur für einen kleinen Teil der humanpathogenen Viren, nämlich solche, die über das Abwasser in die Umwelt gelangen und so stabil sind, dass sie auch in dieser Umgebung für längere Zeit noch ansteckend sind. Das trifft im Wesentlichen auf die Gruppe der unbehüllten Viren zu. Diese weisen meist einen hohen Spezialisierungsgrad, was ihren Wirt betrifft, und eine geringe Infektionsdosis auf. Sie werden im Klärwerk nicht vollständig entfernt. Hierzu gehören Hepatitis-A-, Polio- und Papillomaviren sowie Adeno-, Rota- und Noroviren. Für all diese Erreger gilt aber auch, dass der unmittelbare Kontakt von Mensch zu Mensch oder der Kontakt zu kontaminierten Oberflächen der überaus wahrscheinlichere Übertragungsweg ist.
Im Trinkwasser – so sagt es die Trinkwasserverordnung – dürfen Krankheitserreger nicht in Konzentrationen enthalten sein, die eine Schädigung der menschlichen Gesundheit besorgen lassen. Es ist Aufgabe der Wasserversorger, Infektionen durch Viren und andere Erreger über das Trinkwasser zu verhindern. Dafür sorgen wir durch peinliche Hygiene im Wasserwerk und durch das sogenannte Multi-Barrieren-Prinzip, das für die gesamte Wasserversorgung in Deutschland gilt. Es besagt, dass es im Wasserkreislauf mehrere Barrieren für Erreger oder andere unerwünschte Stoffe gibt, um diese vom Trinkwasser fernzuhalten oder sie letztlich daraus zu entfernen.
Die erste Stufe ist hier das Klärwerk, in dem in mehreren Aufbereitungsstufen das Wasser bereits so gut wie möglich gereinigt wird. Eine weitere Barriere stellt die Natur dar, in die das gereinigte Wasser abgegeben wird. Auch hier werden Erreger vernichtet und Stoffe abgebaut. Die wichtigste Barriere ist aber die sogenannte Bodenpassage, also der Weg des Wassers aus dem Oberflächengewässer durch die verschiedenen Erdschichten ins Grundwasser.
Aufgrund ihrer chemischen und physikalischen Eigenschaften haften Viren gut an Oberflächen wie Sand, Lehm oder Trübstoffen an und sind meist gut abfiltrierbar. Schon nach wenigen Metern Bo-denpassage hat sich die Konzentration von Viren deutlich verringert. Im Wasserwerk wird das geförderte Grundwasser noch einmal in Sandfiltern gereinigt.
Wie sicher das Trinkwasser in Berlin und Deutschland ist, zeigt die Statistik. Seit vielen Jahren gab es keine Viren-Epidemien mehr, die durch ordnungsgemäß aufbereitetes Trinkwasser verbreitet wurden.