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Glasklare Trends aus trüber Brühe: Corona-Monitoring im Berliner Abwasser

Abwasser enthält nicht nur Wertstoffe wie Phosphor oder pure Energie, es ist letztlich auch ein Spiegel unseres Lebens. Man muss nur genau genug hineinschauen. Das macht unsere Laborleiterin Dr. Uta Böckelmann ohnehin. Nach Viren, präzise nach SARS-Covid-2 Viren, schauen wir seit zwei Jahren sehr genau. Um damit den Behörden mit vergleichsweise kleinem Aufwand schnell und flächendeckend zuverlässige Indikatoren für die Ausbreitung von Covid-Viren nebst ihrer Subtypen bereitzustellen.

Engagiert vorangetrieben durch Dr. Uta Böckelmann, unserer Laborchefin und von Hause aus Molekularbiologin. Schon seit Frühjahr 2020 unterstützen wir bundesweit mehrere Forschungsprojekte zum Covid-Nachweis im Abwasser mit Proben und Logistik. Anfang 2021 der Entschluss, ein eigenes Projekt aufzubauen. Mit PCR-Gerät beschafft und einem eigens dafür eingestellten Molekularbiologen untersuchen wir fortlaufend 24-Stunden-Mischproben des Rohabwassers aus den Zuläufen der Klärwerke Ruhleben, Waßmannsdorf und Schönerlinde. Die „großen Drei“ decken 83,4 % des Berliner Abwassers ab – sowie aus dem Flughafen BER mit einer auf Abwasser adaptierten PCR-Methode auf SARS CoV-2. Dabei – und das ist der wichtige Unterschied – ermitteln wir die Viruslast, keine Inzidenzen.

 Mehrere Tage vor der Inzidenzzählung

„Der Vorteil der Methode liegt in der Erfassung sehr vieler Menschen mit wenigen Proben“, sagt Dr. Uta Böckelmann. Denn auf die Toilette gehe schließlich jeder, unabhängig von Beschwerden oder einem für was auch immer erforderlichen PCR-Test. Und wer Covid-Viren in sich trägt, scheidet sie auch aus. Zur „Masse pro Stichprobe“ kommt noch ein Zeitvorsprung von mehreren Tagen vor der Inzidenzzählung.

Der Vorteil der Methode liegt in der Erfassung sehr vieler Menschen mit wenigen Proben.

Dr. Uta Böckelmann

Bei der darüber hinaus gehenden Bestimmung der Virusvarianten, der sogenannten Sequenzierung, kooperieren wir neben Amedes mit dem Berliner Max-Delbrück-Centrum für molekulare Biologie (MDC).

Sichtbar gemacht bzw. an die Behörden – allen voran das LAGeSo – übermittelt werden die Daten über eine  digitale Anwendung. Sie wurde von den Wasserbetrieben schon vor fünf Jahren als Plattform für die schnelle Meldung von Legionellen an Gesundheitsämter entwickelt. Diese Plattform zeigt die Ergebnisse nicht nur in tabellarischer Form, sondern auch vor einer Ansicht der Stadt Berlin und in einer Diagrammkurve an. Darüber hinaus bietet die Plattform die Möglichkeit, die frei verfügbaren Inzidenzzahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) in einem gemeinsamen Diagramm mit unseren Abwasserdaten darzustellen, um so mögliche Zusammenhänge und Trends zu erkennen.

Bis zum Spätherbst 2022 haben wir selbst den Löwenanteil der Kosten für den Corona-Nachweis im Abwasser getragen, immerhin 60.000 Euro kamen aus dem von der EU geförderten Projekt ESI-CorA, an dem 20 deutsche Städte beteiligt sind. Seit November 2022 regelt ein Vertrag mit dem Land Berlin Messumfang und Kostenübernahme.

Unsere Laborchefin legt großen Wert darauf, mit der in Berlin etablierten Nachweis-Methode nicht nur eine Lex Corona geschaffen zu haben. „Diese Technik kann von Grippe über Pocken bis zu Masern auch auf andere Viren adaptiert werden.“